Die Geschichte von Groß Santersleben ist tief in den Böden der Magdeburger Börde verwurzelt und erzählt von Menschen, die über Jahrhunderte hinweg dieses Land bewirtschaftet, Häuser gebaut und eine Gemeinschaft geformt haben. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes datiert zurück ins frühe Mittelalter, als deutsche Siedler begannen, die fruchtbaren Ebenen östlich des Harzes zu erschließen. Der Name Santersleben leitet sich vermutlich von einem frühen Siedler oder Grundherrn ab, dessen Familie hier sesshaft wurde und dem Ort seinen Namen gab. Im Laufe der Zeit entwickelte sich aus der kleinen Ansiedlung ein stattliches Dorf, das durch seine günstige Lage an wichtigen Handelswegen zwischen Magdeburg und den östlichen Regionen profitierte. Die Bewohner waren überwiegend Bauern, die die ertragreichen Böden bestellten und deren harte Arbeit den Wohlstand der Gemeinde begründete.
Während des Mittelalters erlebte Groß Santersleben wie viele andere Dörfer in der Region Höhen und Tiefen. Kriege, Seuchen und Missernten prägten das Leben der Menschen ebenso wie Zeiten des Wohlstands und der relativen Ruhe. Die Kirche spielte dabei stets eine zentrale Rolle nicht nur als spirituelles, sondern auch als soziales und organisatorisches Zentrum der Gemeinde. Grundherren und Lehensträger wechselten über die Jahrhunderte, doch die bäuerliche Struktur des Dorfes blieb weitgehend erhalten. Die Menschen lebten in engen Hofgemeinschaften, in denen jeder seinen festen Platz hatte und die Arbeit nach althergebrachten Regeln organisiert war. Diese traditionellen Strukturen überdauerten selbst die Wirren der Reformation, die auch in Groß Santersleben ihre Spuren hinterließ und die religiöse Landschaft nachhaltig veränderte. Die protestantische Lehre setzte sich durch, und die Dorfkirche wurde zum Mittelpunkt der neuen Glaubensgemeinschaft.
Das 17. Jahrhundert brachte mit dem Dreißigjährigen Krieg schwere Zeiten über Groß Santersleben. Die Region wurde mehrfach von durchziehenden Heeren heimgesucht, Plünderungen und Zerstörungen waren an der Tagesordnung, und viele Bewohner verloren ihr Leben oder ihre Lebensgrundlage. Die Einwohnerzahl ging drastisch zurück, Höfe lagen brach, und es dauerte Jahrzehnte, bis sich das Dorf von diesen Schlägen erholt hatte. Doch die Menschen gaben nicht auf - mit zäher Beharrlichkeit bauten sie ihre Häuser wieder auf, bestellten erneut die Felder und sorgten dafür, dass das Dorfleben fortbestand. Diese Widerstandsfähigkeit und der unbeugsame Lebenswille der Einwohner sind Teil des kollektiven Gedächtnisses von Groß Santersleben und prägen das Selbstverständnis der Gemeinde bis heute. Die Erfahrung gemeinsam überwundener Krisen schweißte die Menschen zusammen und schuf ein starkes Gemeinschaftsgefühl.
Im 18. und 19. Jahrhundert erlebte Groß Santersleben eine Phase der Konsolidierung und des langsamen Wachstums. Die landwirtschaftlichen Methoden verbesserten sich, neue Erkenntnisse der Agronomie hielten Einzug, und die Erträge stiegen. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert veränderte sich auch das ländliche Leben. Zwar blieb Groß Santersleben primär landwirtschaftlich geprägt, doch die Nähe zu den aufstrebenden Industriestädten wie Magdeburg bot neue Erwerbsmöglichkeiten. Einige junge Menschen verließen das Dorf, um in den Fabriken zu arbeiten, während andere versuchten, moderne Techniken in die Landwirtschaft zu integrieren. Die Elektrifizierung gegen Ende des 19. Jahrhunderts brachte weitere Veränderungen, und allmählich hielt die Moderne auch in den ländlichen Gebieten Einzug. Diese Zeit war geprägt von einem Spannungsverhältnis zwischen Bewahrung alter Traditionen und der Anpassung an neue Gegebenheiten.
Das 20. Jahrhundert stellte Groß Santersleben vor neue, beispiellose Herausforderungen. Zwei Weltkriege hinterließen ihre Spuren in der Gemeinde. Viele junge Männer wurden eingezogen und kehrten nicht zurück, Frauen mussten die Höfe alleine weiterführen, und die wirtschaftlichen Folgen der Kriege waren gravierend. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Groß Santersleben zur sowjetischen Besatzungszone und später zur DDR. Die Bodenreform und die nachfolgende Kollektivierung der Landwirtschaft veränderten die Dorfstruktur grundlegend. Aus individuellen Bauernhöfen wurden Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften, in denen die Bauern gemeinschaftlich arbeiteten. Diese Umstellung war für viele schwierig und schmerzhaft, da sie ihre traditionelle Lebensweise aufgeben mussten. Dennoch arrangierte man sich mit den neuen Verhältnissen, und in gewisser Weise stärkte die gemeinsame Arbeit in der LPG auch das Gemeinschaftsgefühl im Dorf.
Die DDR-Zeit prägte Groß Santersleben nachhaltig durch die zentralisierte Landwirtschaft, den Ausbau der Infrastruktur und die Integration in die sozialistische Planwirtschaft. Neue Wohnungen wurden gebaut, die Schule modernisiert, und die medizinische Versorgung verbessert. Gleichzeitig blieben viele Investitionen hinter dem Notwendigen zurück, und der Zustand vieler Gebäude verschlechterte sich zusehends. Die politische Wende im Jahr 1989 brachte erneut tiefgreifende Veränderungen. Die LPGs wurden aufgelöst, das Land reprivatisiert oder in neue Bewirtschaftungsformen überführt, und viele Menschen mussten sich beruflich neu orientieren. Die ersten Jahre nach der Wende waren von Unsicherheit und wirtschaftlichen Schwierigkeiten geprägt, doch allmählich stabilisierte sich die Situation. Mit Hilfe von Förderprogrammen wurden Häuser saniert, die Infrastruktur verbessert, und Groß Santersleben begann, sich als moderne Gemeinde im vereinten Deutschland neu zu positionieren. Mehr über das heutige Leben in unserem Dorf erfahren Sie auf der Seite Leben in Groß Santersleben.
Heute ist Groß Santersleben stolz auf seine lange Geschichte und bemüht sich aktiv um deren Bewahrung. Ein kleines Heimatmuseum dokumentiert die wichtigsten Stationen der Dorfgeschichte, alte Fotografien zeigen, wie das Leben früher aussah, und historische Dokumente geben Einblick in die Entwicklung der Gemeinde. Ältere Bewohner erzählen gerne von ihren Erinnerungen, und diese mündlichen Überlieferungen sind ein wertvoller Schatz, der von Generation zu Generation weitergegeben wird. Die Pflege historischer Gebäude, insbesondere der Dorfkirche, ist der Gemeinschaft ein wichtiges Anliegen, denn diese Bauwerke sind nicht nur architektonische Zeugnisse, sondern auch emotionale Anker, die die Menschen mit ihrer Vergangenheit verbinden. Bei Dorffesten und besonderen Anlässen wird die Geschichte lebendig, wenn traditionelle Bräuche gepflegt und historische Ereignisse nachgespielt werden.
Die Geschichte von Groß Santersleben lehrt uns, dass Wandel unvermeidlich ist, aber dass eine Gemeinschaft, die zusammenhält und ihre Wurzeln nicht vergisst, auch schwierige Zeiten meistern kann. Die Bewohner von heute sehen sich als Teil einer langen Kette von Generationen, die diesen Ort geprägt haben und weiterentwickelt werden. Während man die Errungenschaften der Moderne schätzt und nutzt, bleibt das Bewusstsein für die eigene Geschichte lebendig. Dieses Gleichgewicht zwischen Tradition und Fortschritt ist vielleicht das wichtigste Erbe, das Groß Santersleben aus seiner Geschichte mitgenommen hat. Es ermöglicht dem Dorf, selbstbewusst in die Zukunft zu blicken, ohne dabei die Vergangenheit zu verleugnen. Jeder Stein der alten Gebäude, jeder gepflegte Baum auf dem Dorfplatz und jede überlieferte Anekdote ist Teil eines lebendigen Erbes, das die Identität von Groß Santersleben ausmacht und weiterleben wird. Entdecken Sie auch die historischen Sehenswürdigkeiten, die diese Geschichte greifbar machen.